Erklärungen.
§. 1. Was lehrt die Erdkunde?
Die Erdkunde (Geographie, Erdbeschreibung) lehrt die Erde und deren
Bewohner kennen.
§. 2. Physische und politische; allgemeine und besondere;
vergleichende Erdkunde.
Die physische Erdkunde beschreibt die Erde, den Wohnplatz der Men-
schen; die politische die Bewohner der Erde, die Völker und Staaten.
Die allgemeine Erdkunde lehrt die Erde und deren Bewohner als ein
Ganzes, im Allgemeinen; die besondere dagegen einzelne Erdräume (Oceane,
Festländer, Erdtheile), so wie einzelne Völker und Staaten kennen.
Die vergleichende Erdkunde vergleicht I) einen Erdraum mit einem
andern, z. B. nach Lage und Größe, Gestalt und Bewässerung, Klima und
Producten, oder ein Volk mit einem andern, z. B. nach Anzahl und Eigen-
thümlichkeiten, nach Nahrung und Lebensweise, Sitten und Gebräuchen, Cultur
und Religion der Angehörigen; stellt 2) die Abhängigkeit der Pflanzen §. 173
—176 und Thiere §. 183 vom Boden und Klima und den Einfluß dar, den die
Natur auf den Menschen ausübt, z. B. auf seine Nahrung und Lebensweise,
auf seine körperlichen und Gemüthseigenschaften, auf Sitten und Gebräuche,
Religion und Staatsverfassung, sowie aus die Zahl der Bewohner eines Lan-
des §. 76, 194, 196, 207 u. 208. Die vergleichende Erdkunde beschreibt also
die Erde als den Wohnplatz der Menschen.
A. Allgemeine Erdkunde.
§. 3. Übersicht.
Die allgemeine physische Erdkunde lehrt die Erde; die allgemeine politische Erd-
kunde dagegen die Erdbewohner als ein zusammengehörendes Ganze kennen.
Erster Theil.
Allgemeine physische Erdkunde.
8. 4. Übersicht.
Die allgemeine physische Erdkunde macht uns mit der Erde als Theil der Welt,
und als Organismus, als Welt für sich, nämlich mit ihrer Oberfläche und ihren
Producten bekannt.
Dommerich, Erdkunde. Ii.
1
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Spechte, Drosseln, Flußadler, virginische Schuhn, Schleiereulen, Habichte, Falken,
schöne brasilianische Urubitinga, Aura, zahlreiche Wasservögel u. v. a.
5) Im bolivianisch-chilenischen noch wenig bekannten Reiche (auf den Anden)
leben Vicnnna, Guanaco (und Alpaco) wild, des Llama gezähmt, Condore u. a.
6) Im südamerikanischen Reiche zwischen dem 30. südlichen Parallel und dem
Cap Horn leben von den Sängethieren: wilde Pferde und Ochsen, mehrere Nager,
z. B. die Viscache und die Chinchilla; antarktische und chileiüsche Füchse; von Vögeln
der Nandu, der patagonische Pinguin, mehre Sturmvögel, z. B. der Flaumtaucher,
u. v. a.
Zweiter Theil.
Allgemeine politische Erdkunde.
8. 186. Erklärung und Übersicht.
Die allgemeine politische Erdkunde macht uns niit den Menschen, den Bewoh-
nern der Erde im allgemeinen oder insofern bekannt, als sie ein zusammengehören-
des Ganze bilden und besteht l) ans der geographischen Menschen- und Völker-,
so wie 2) aus der Staatenkunde.
Erste Abtheilung.
Allgemeine geographische Menschen- und Völkerkunde.
8. 187. Übersicht.
Die allgemeine geographische Menschen- und Völkerkunde handelt 1) von dem
Ursprünge, der Urheimat, Verbreitung und Anzahl der Menschen; 2) von den
Menschen-, 3) von den Völkerstänimen, 4) von der Lebensweise imb Cultur und
5) von den Religionen.
Erster Abschnitt.
Von dem Ursprünge, der Urheimat, Verbreitung und Anzahl
der Menschen.
§. 188. Ursprung der Menschen.
Nach der mosaischen Urkunde hat Gott die Menschen nach seinem Bilde
erschaffen und zwar nur ein Paar, von dem also alle Erdbewohner abstammen.
Sagen und Dichtungen anderer Völker. Deucalion und Pyrrha. Pro-
metheus.
8. 189. Urheimat der Menschen; die große Fluth.
Die mosaische Urkunde läßt Gott die Menschen im Paradiese, im westl.
Asien, wo 4 große Ströme ihre Quellen haben — vielleicht auf dem armenischen
Hochlande — erschaffen. Die Sündfluth. Nach derselben steigt Noah vom Berge
Ararat in Armenien herab. Sicher ist die Urheimat der Menschen auf Hoch-
ländern zu suchen, weil diese nach den Revolutionen und Überschwemmungen
der Erde am frühesten trocken gelegt und bewohnbar wurden, aber nur auf
solchen, die ein mildes Klima und zugleich Pflanzen und Thiere in hinreichen-
der Fülle haben, um das Leben der Menschen zu erhalten.
Die kretische Sage setzt die ersten Menschen nach Kreta, wo Jupiter ge-
boren wurde; die argivische nach Argos (Jnachus u. Phoronens); die attische
nach Attika (Ogyges); die arkadische die Proselenen Pelasgos, Lykaon, Kallisto
nach Arkadien. Nach der Fluth begründet Arkas die Cultur. — Deucalion
und Pyrrha steigen von: Parnaß in Phokis herab. Der Chaldäer Pisnthros
(Tauben). Der Inder Menu Waiwaswata. Der Perser Uao. Alle Völker
haben die Sage von einer großen Fluth.
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TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Kallisto
Extrahierte Ortsnamen: Condore Asien Armenien Kreta Argos Attika
91
§. 190. Verbreitungsfähigkcit der Menschen.
Der Mensch ist das vollkommenste und eben deßhalb das verbreitungs-
fähigste Geschöpf der Erde. Seine körperliche Beschaffenheit gestattet ihm,
unter allen Himmelsstrichen zu leben; vorzugsweise aber befähigt ihn seine
Vernunft zur Ausbreitung über die ganze Erde. Er vermag nämlich durch die-
selbe die ihm nachtheiligen Einwirkungen des Klimas und der Nahrung auf-
zuheben oder so zu schwächen, daß sein von Natur dazu geeigneter Körper sie
ertragen kann.
§. 191. Verbreitung der Menschen.
Von der Urheimat haben sich die Menschen allmählich über die ganze
Erde verbreitet. Sie leben unter den glühenden Strahlen der tropischen Sonne
wie in gemäßigten Ländern und in der eisigen Kälte der Polargegenden, überall,
wo nicht gänzliche Unfruchtbarkeit des Bodens die Bewohnung unmöglich macht,
wie in den Sand- und Steinwüsten der heißen und gemäßigten Zone, wie in
den Tundraflächen am nördlichen Polarkreis, oder wo nicht ewiger Schnee den
Boden bedeckt und selbst im Sommer das Eis nicht aufthaut, wie auf den
höchsten Gebirgen und in der Zone des Schnees.
§. 192. Urbewohner und Eingewanderte.
Urbewohner, Aboriginer, Autochthonen, Einheimische, sind diejenigen
Bewohner eines Landes, die seit den frühesten Zeiten darin gelebt; Cinge-
wnnderte dagegen diejenigen, die erst später ein Land ganz oder theilweise
in Besitz genommen und darin Ansiedelungen, Colonien gegründet haben.
In Amerika sind die Indianer die Urbewohner; Europäer und Neger aber
Eingewanderte.
§. 193. Absolute und relative Bevölkerung.
Die Zahl der Bewohner der ganzen Erde oder eines einzelnen Landes
ohne Rücksicht auf das Areal heißt die absolute, die Zahl der Menschen, die
auf 1 Eimeil. leben, die relative oder durchschnittliche Bevölkerung. Man
findet die letztere, indem man die Zahl der Einw. des ganzen Landes (die ab-
solute Bevölkerung) durch die Zahl der Qm. seines Areals dividirt. In der
9^0771
Schweiz leben (1860) 2530771 E. (absolute) auf 740 Ihm., also (■ ?4()- =)
3419 auf l Qm. (relat. Bevölkerung).
§. 194. Einfluß der Natur des Landes und der Lebensweise seiner
Einwohner auf die Dichtigkeit der Bevölkerung.
Ungleich ist die Zahl der Bewohner über die verschiedenen Länder der
Erde vertheilt. Ein Land hat im allgemeinen um so mehr Einw., je leichter
sie sich in demselben ernähren können. Darum sind fruchtbare Länder stärker
bewohnt als unfruchtbare, Ostindien stärker als Arabien, Deutschland stärker
als Rußland; mineralienreiche, weil der Bergbau viele Menschen beschäftigt,
dichter als mineralienarme. Vielfach gegliederte Erdtheile haben mehr Einw.
als solche, deren Küsten fast gerade Linien bilden, weil die Gliederung den
Seeverkehr befördert und eine bedeutende Quelle für Nahrung und Unterhalt
ist; Europa hat deßwegen mehr Einwohner als Afrika, Westeuropa mehr als
Osteuropa. Ein Land, dessen Bodenbeschaffenheit, dessen Gewässer den Ver-
kehr begünstigen, kann zahlreichere Einw. ernähren, als ein unwegsames,
wasserarmes Land, Nordamerika und Afrika. Ein milder Himmelsstrich, gleich
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TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Ostindien Deutschland Europa Afrika Westeuropa Osteuropa Nordamerika Afrika
95
nach vorherrschen. Sie haben sich auch in Asien (Russen in Sibirien, Eng-
länder, Holländer, Spanier, Portugiesen in Ostindien), in Afrika (Engländer,
Holländer, Spanier und Portugiesen an den Küsten, besonders im Süden, und
auf den Inseln) und in Australien, besonders Engländer im Südosten des
Festlandes, auf Vandiemensland, Neuseeland u. a. Inseln niedergelassen.
2) Die Mongolen bewohnen Asien bis auf den Südwesten, ferner den
äußersten Norden Amerikas und Europas und die Nordseite des schwarzen
und kaspischen Meeres.
3) Die Neger bewohnen Afrika, jedoch nicht den Norden, und sind ge-
waltsam nach Amerika als Sklaven übergesiedelt.
4) Die Indianer wohnen nur in Amerika, sind jedoch nur noch in Süd-
amerika der Zahl nach vorherrschend und sterben allmählich aus.
5) Die Malayen wohnen von Madagascar bis zur Osterinsel, in ganz
Australien, auf den Inseln des indischen Oceans, auf Malakka und dem Süd-
rande Hinterindiens.
Mischlinge finden sich zwar in allen Erdtheilen, selbst in Europa, sind
aber in Amerika am zahlreichsten.
Dritter Abschnitt.
Die Völkerstämme und die Sprachen.
8. 203. Die Volk er stamme lind ihre Unterabt Heilungen.
Die Eltern mit ihren Kindern bilden eine Familie, deren Mitglieder
nicht bloß gleiche Lebens - und Nahrungsweise, sondern auch ähnliche Körper-
bildungen, gemeinsame Geistes- und Gemüthsrichtung und gleiche Sprache
haben. Wenn im Laufe der Zeit die Zahl der Nachkommen einer Familie
größer wird, wenn sich viele Familien daraus bilden, so entsteht ein Volk,
dessen Angehörige alle vom Vater der ersten Familie, vom Stammvater, Pa-
triarchen, Herkommen. Jakob, der auch Israel hieß, wanderte mit seiner
Familie nach Ägypten, wo daraus das Volk der Israeliten entstand. Die
Angehörigen eines Volkes haben im allgemeinen gleiche körperliche, geistige
und Gemüthseigenschaften und gleiche Sprache, was theils in der Abstammung,
theils in der gleichen Nahrung, Lebens - und Beschäftigungsweise, theils in
der Beschaffenheit des Bodens und des Klimas ihrer Heimat seinen Grund
hat. Wenn sich ein Volk noch mehr vergrößert und über weitere Räume ver-
breitet, so behalten die Angehörigen desselben, die in verschiedenen Ländern
wohnen, zwar die gemeinsamen Haupteigenthümlichkeiten, aber die verschiedene
Beschaffenheit ihrer Wohnsitze, ihrer Nahrung und Lebensweise verursacht
Abweichungen im Einzelnen, in weniger wesentlichen Eigenschaften, wodurch
Unterabtheilungen, Volksstämme entstehen. Das Volk der Israeliten theilte
sich nach den 12 Söhnen Jakobs in 12 Stämme. Die Hessen, Bayern, Schwa-
den, Sachsen u. a. sind verschiedene Stämme des deutschen Volkes. Bei noch
größerer Vermehrung und Ausbreitung in entlegene Länder, bei Berührung
und Vermischung mit andern Völkern bilden sich aus einem Volke, aus den
verschiedenen Zweigen desselben mehrere verwandte, in den wesentlichsten Eigen-
thümlichkeiten gleiche, in weniger wesentlichen verschiedene Völker. Solche
verwandte Völker bilden eine Völkerfamilie. Die Deutschen, Norweger,
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Extrahierte Personennamen: Malakka Jakob Jakobs
Extrahierte Ortsnamen: Asien Sibirien Ostindien Afrika Australien Neuseeland Asien Amerikas Europas Afrika Amerika Amerika Australien Europa Amerika Israel Hessen Bayern Sachsen
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an Mineralien, Pflanzen und Thieren, so haben die Einw. durch Gewinnung,
Verarbeitung und Ausführung derselben vielfache Beschäftigung, sie sind
gleichsam auf Viehzucht, Acker - und Bergbau, auf Industrie und Handel hin-
gewiesen. Ackerbauer verlassen ihre Heimat nicht, weil sie stets Nahrung und
Beschäftigung an demselben Orte finden, weil sie ihr Eigenthum zurücklassen
müßten. Sammelvölker, Fischer, Jäger und Nomaden wandern umher, weil
ein und derselbe Ort nicht fortwährend, sondern nur je auf kurze Zeit hin-
reichende Nahrung bietet, kehren jedoch immer an den frühern liebgewonnenen
Aufenthaltsort zurück, da sich in ihrer Abwesenheit daselbst die Thiere wieder
vermehrt haben oder das Gras wieder gewachsen ist, und da sie durch andere
Völker an weitern Wanderungen gehindert werden.
§. 208. Einfluß der Heimat, des Verkehrs und der Eigenthümlich-
keiten der Menschen auf ihre Cultur.
Die klimatischen Verhältnisse eines Landes wirken theils hemmend, theils
fördernd auf die Entwickelung der Einw. desselben. Die große Hitze der
Tropen-, die bedeutende Kälte der Polargegenden, die scharfen klimatischen
Gegensätze großer Binnenländer üben keinen günstigen Einfluß auf die Cultur-
zustände der Einw. Große Hitze erschlafft, große Kälte läßt Körper und Geist
erstarren, beide machen zur Arbeit und Anstrengung unfähig. Dagegen äußert
ein gemäßigtes Klima sowol auf die physische als auf die geistige Entwickelung
einen günstigen Einfluß. In mäßiger Wärme fühlt sich der Mensch am wohl-
sten, zu körperlicher und geistiger Anstrengung am meisten befähigt.
Die üppige Naturkraft tropischer Vegetation reicht dem Menschen Nahrung
ohne Arbeit zu fordern; er versinkt daher leicht in Trägheit. Die karge Natur
der Polargegenden zwingt ihn, alle seine Kräfte nur auf Gewinnung der noth-
wendigsten Eristenzmittel zu verwenden; es bleibt ihm deßhalb keine Zeit,
keine Lust, keine Gelegenheit seine Geisteskräfte zu entwickeln. Dagegen sind
die Naturverhältnisse gemäßigter Gegenden, die zu mehr oder minder ange-
strengter, aber nicht zu übermäßiger Arbeit nöthigen, der geistigen Entwicke-
lung am günstigsten, weil sie die Einw. nicht in Trägheit versinken lassen,
ihnen aber Zeit, Lust und Gelegenheit bieten, ihre Geistes- und Körperkraft
zu üben und zu stärken.
Auch die Oberflächengestalt des Landes hat für die Entwickelung der
Menschen, insoweit diese durch die Lebensweise bedingt wird, eine eigenthüm-
liche Bedeutung. Je einförmiger und je weniger entwickelt die Oberflächen-
gestalt eines Erdraumes ist, desto einförmiger ist auch die Lebensweise, desto
weniger entwickelt die Cultur seiner Bewohner. Große waldlose und grasreiche
Ebenen, welche die Bewohner auf ein nomadisirendes Hirtenleben hinweisen;
großewaldreiche, unfruchtbare, am Meere gelegene und von fischreichen Flüssen
durchfurchte Ebenen, die nur wandernde Sammelvölker, Fischer und Jäger
ernähren, fördern die Cultur gar nicht oder nur wenig. Länder dagegen, worin
Gebirge und Ebenen wechseln, begünstigen durch die Mannigfaltigkeit ihrer
Bodenentwickelnng eine dadurch bedingte Mannigfaltigkeit der Lebensweise
und die Cultur der Bewohner. Stusenlandschaften und Flachländer, welche
einen fruchtbaren, produktenreichen Boden und schiffbare Flüsse haben, sind
für die Cultur der Völker am günstigsten, weil die Mannigfaltigkeit der
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Bodenform, die Abwesenheit klimatischer Extreme, die reiche Vegetation, die
Leichtigkeit der Ernährung und des Verkehres sowol feste Ansiedelungen, als
die größere Vermehrung der Einw. und die mannigfaltigste Entwickelung ge-
sellschaftlicher Zustände wie vielfache Übung geistiger Kräfte begünstigen.
Von fast noch größerem Einflüsse auf die Cultur der Einw. eines Landes
ist die Erdstellung desselben. In abgelegenen, schwer zugänglichen Gegenden
kommt der Bewohner nur selten oder gar nicht mit Fremden in Berührung.
Er ist daher auf sich selbst beschränkt und bleibt lange ungebildet, wie die
Südseeinsulaner, die Einw. des innern Afrikas und Asiens, abgelegener
Gebirgsthäler und von Randgebirgen umschlossener Hochebenen. Wenn da-
gegen die Heimat eines Volkes leicht zugänglich ist oder der anderer, nament-
lich gebildeter Völker nahe liegt, so entwickelt sich durch den Verkehr bald eine
höhere Cultur. Die Griechen.
Schiffbare Flüsse sind als Leiter der menschlichen Cultur und Gesittung
zu betrachten, ebenso größere Landseen und Binnenmeere, und in einem noch
höhern Grade die Länder und Völker verbindenden Oceane, weil sie den Ver-
kehr zwischen entfernt von einander wohnenden Nationen begünstigen. Deßhalb
sind auch Länder, welche schiffbare Flüsse haben oder an hafenreichen Meeren
liegen, unter sonst gleichen Verhältnissen von den gebildetsten Völkern bewohnt:
im frühern Alterthume die fruchtbaren Flußlandschasten Ägypten, Mesopo-
tamien und Indien; später die das Mittelmeer umgrenzenden Länder: Phö-
nizien, Karthago, Griechenland und Italien; jetzt bei gesteigerter Cultur die
dem offenen atlantischen Ocean zugekehrten Küstenländer Europas und Nord-
amerikas. Zur Verbreitung größerer Cultur hat aber nicht blos der friedliche
Verkehr der Völker beigetragen, sondern auch der Verkehr der Völker Europas
und Asiens durch große Kriege. Auf die großen Persereinbrüche nach Griechen-
land folgte Alexanders d. Gr. Zug nach Persien und Indien; den Heerzügen
der Römer die Einbrüche germanischer Völker; auf die Einfälle der Hunnen
Gegenkämpfe der Deutschen; auf die Eroberungen der Araber und Türken die
Kreuzzüge; auf die Einbrüche der Mongolen das Streben der Russen, die
rohen Horden Asiens immer mehr zurückzudrängen und zu bändigen.
An die Stelle großer Weltstürmer treten jetzt die Kaufleute und die
wissenschaftlichen Reisenden.
Die Bildung einzelner Menschen wie ganzer Völker wird indeß nicht
allein durch äußere Verhältnisse, sondern auch durch geistige Eigenthümlich-
keiten, durch Anlagen und Neigungen gefördert oder gehemmt. Die in geisti-
ger Hinsicht günstig ausgerüsteten Völker besitzen in ihrer höhern Geisteskraft
die Mittel, nicht allein in dem Kampf mit den Naturgewalten zu bestehen,
sondern sogar diese zu ihrem Zwecke dienstbar zu machen, wogegen die nur mit
einem geringen Maße geistiger Kräfte ausgerüsteten Völker in dem Kampfe
mit den Naturgewalten unterliegen und wol gar zu Sklaven derselben herab-
sinken. Die Indo-Europäer und die Polarvölker.
8. 209. Frankenheims Eintheilung der Völker nach ihrer Lebens-
weise und Cultur.
Man unterscheidet die Völker 1) je nachdem sie ihre Wohnsitze wechseln
oder behaupten, in wandernde, halbwandernde und ansässige, 2) je nachdem
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
102
sie persönliches Eigenthum besitzen oder nicht, in solche mit und in solche ohne
Eigenthum, 3) nach ihrer Nahrung und Lebensweise in Sammelvölker, Fischer-,
Jäger und Nomaden, in Ackerbau-, Industrie- und Handelsvölker, 4) nach
dem Grade ihrer Gesittung in Natur- (Wilde und Barbaren), Cultur- und
humane Völker.
I. Naturvölker, die in gänzlicher Abhängigkeit von der sie umgebenden
und ernährenden Natur leben, deren ganzes Streben auf das eigene Dasein
d. h. auf Selbsterhaltung der Individuen gerichtet ist.
/V. Niedere Stufe, Naturvölker ohne persönliches Besitzthum, nur mit
Stammeigenthum, d. h. dem Gebiet, worin sie ihre Nahrung einsammeln,
fischen und jagen, Wandervölker, Wilde:
1) Sammelvölker (vegetirende) in Halbwüsten Binnenländern oder
an der Küste des Meeres, deren Nahrung größtentheils in Schal- und andern
niedern Thieren, die das Meer an ihre Küsten wirft, und in einigen kleinen
Landthieren, die sie mit ihren Waffen erreichen können, jedoch auch in wild-
wachsenden Früchten besteht, die entweder ganz nackt oder nur mit einem rohen
Felle bekleidet sind, die in hohlen Bäumen, in Felshöhlen oder in Erdhütten
in geringer Zahl familienweise bei einander wohnen, innerhalb ihres Sammcl-
gebietes nach einem andern Orte ziehen, sobald die Thiere und Früchte, die
ihnen zur Nahrung dienen, an dem einen aufgezehrt sind, den Pflanzen gleich
vegetiren und allmählich verschwinden. Die Pescherähs auf dem Feuerlande,
die Negritos in Australien.
2) Fischer, an den Ufern der Flüsse und in Küstenländern, deren Nah-
rung vorzugsweise Fische, deren Kleider wohl zubereitete und verzierte Felle,
deren Wohnungen im Sommer leichte Hütten, im Winter Erdhöhlen sind,
die in geringer Zahl bei einander wohnen, innerhalb ihres Fischereigebietes
umherziehen, die schon gewisse gesellschaftliche Einrichtungen haben und höher
stehen als die Sammelvölker, doch ebenfalls allmählich verschwinden. Die
Samojeden, einige Stämme der Lappen, die Eskimos u. a.
3) Jäger im Innern der Festländer besonders in Nordamerika. Die
Männer beschäftigen sich hauptsächlich mit der Jagd auf größere Thiere, die
Frauen bebauen nur nebenbei den Boden. Sie leben familienweise, selbst in
Dörfern bei einander. Sie schwelgen und darben. Sie besitzen zwar manche
edle Eigenschaft, z. B. Tapferkeit, Gastfreundlichkeit, aber auch Blutdurst,
Nachsucht und Grausamkeit; sie scalpiren, richten Gefangene qualvoll hin.
Ihr Verfall beginnt, sobald sie mit civilisirten Völkern inverbindung kommen.
L. Höhere Stufe, Naturvölker mit persönlichem Eigenthum, Halb-
gebildete, Barbaren.
a) Wandervölker. Ihr Eigenthum besteht in Herden gezähmter
Thiere (im Norden Rennthiere, in wärmern Gegenden Kameele, Rinder,
Schaafe, Ziegen, Pferde, Esel und Maulthiere, überall Hunde), die ihnen zur
Nahrung dienen. Sie wohnen in Zelten, die sie mit sich umherführen. Sie
wandern innerhalb ihres Bezirkes weiter; sobald die Herden das Futter an
einem Orte verzehrt haben. Sie stehen höher als die Naturvölker ohne Eigen-
thum und haben schon einen gewissen Grad von Bildung. Ihre Lebensweise
ist behaglicher, gesicherter und gleichmäßiger als die der Jäger.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
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1) Wandernde Hirten, Nomaden sind nur in der alten Welt, z. B. die
Lappen, Samojeden, die Anwohner des schwarzen und kaspischen Meeres,
ein Theil der Araber (die Beduinen) u. a.
2) Reitervölker sind die Mongolen und Turkomanen Asiens, die Arau-
caner, Apalachen u. a. in Amerika, die Kasern in Afrika, letztere im Entstehen.
b) Halbwandernde Völker haben Herden und bebauen das Land.
Die Herden wandern, aber der größte Theil des Volkes bleibt in seinen
Hütten zurück, weilt oft Jahre laug au einem Orte und wird nur durch un-
günstige Naturverhältnisse und feindliche Nachbarn zu Wanderungen veranlaßt.
Halbnomaden (Maédi) sind z. B. Araber, Kurden, Afghanen u. a., sonst
waren es die alten Deutschen.
0) Ansässige Völker bebauen den Boden als Hauptbeschäftigung und
treiben nebenbei Viehzucht, Jagd und Fischerei, selbst Handel und Gewerbe.
Sie wandern nicht umher und können es auch nicht, ohne ihr Eigenthum zu
opfern. Sie leben in größerer Anzahl bei einander, in Dörfern und Städten.
Sie haben ein geordnetes Gemeindewesen, bilden selbst Staaten, haben Reli-
gion, Priester und gottesdienstliche Einrichtungen; stehen aber, weil sie von
der sie umgebenden Natur ganz abhängig sind, auf einer niedrigen Cultur-
stufe, erheben sich jedoch allmählich zu Culturvölkern. Schroff sind bei ihnen
wie bei Nomaden und Halbnomaden die Stände, Herren und Sklaven, geschie-
den. Ansässige Naturvölker sind z. B. die Südseeinsulaner, mehrere Negervölker
in Jnnerasrika, die Jndochinesen u. a.;_einst waren es die Skandinavier, die
Mericaner.
Ii. Culturvölker mit festen Wohnsitzen, mit Acker- und Bergbau, mit
Viehzucht, Industrie und Handel, mit Kunst und Wissenschaft, sind weniger
abhängig von der Natur, haben auch ein geistiges Streben, das nicht bloß auf
die Eristenz der Individuen, sondern auch auf die Einheit des Volkes als
Ganzes gerichtet ist, aber jedes einzelne Volk stellt sich selbst als vorzugsweise
oder allein berechtigt andern Völkern gegenüber. Chinesen, Japaner, Perser
und andere.
Iii. Humane (hochgebildete) Völker, mit festen Wohnsitzen, mit Acker- und
Bergbau, mit Viehzucht, Industrie und Handel, mit Kunst und Wissenschaft,
besiegen die Natur und erkennen mit ihren höhern, humanen Bestrebungen die
gleiche Berechtigung aller Völker, die Einheit des Menschengeschlechtes, und
alle Völker der Erde als eine große Familie an. Die Europäer.
Fünfer Abschnitt.
Von den Religionen.
8- 210. Monotheisten und Polytheisten.
Die Monotheisten verehren einen Gott, die Polytheisten, Heiden,
mehrere Götter.
§• 211. Monotheisten.
1) Juden, deren Religion von Jehova dem Moses um 1500 v. Chr. auf
dem Berge Sinai geoffenbart, von den Propheten in Palästina ausgebildet
und in den 5 Büchern Mosis (dem Gesetze), in den Propheten oder im Alten
Testamente aufgezeichnet ist. Talmudisten, Karaiten, Samaritaner.
>
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Jehova
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Amerika Afrika Jnnerasrika Palästina Mosis
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Lama; 2) die Anhänger des Con-fu-tse, der im 6. Jahrh. v. Chr. lebte, und
3) die des Laotse, der im 6. Jahrh. v. Chr. die Taoreligion stiftete, wohnen
in China, wie 4) die der Sintoreligion, deren Oberhaupt der Mikado ist,
in Japan, und 5) die Schamanen im nördl. Asien und Europa.
Iii. Fetischdicner in Afrika dem rohesten Heidenthume ergeben;
Iv. amerikanische und V. malayische Heiden auf einer höhern Stufe
stehend.
Die polytheistischen Religionen sind menschlichen Ursprungs, sind der
heimatlichen Natur und der Eigenthümlichkeit des Volkes, unter dem der Stif-
ter lebte, angepaßt, und darum in den verschiedenen Erdtheilen und bei ver-
schiedenen Völkern so verschieden. Sie gehen, weil sie nicht von Gott stammen,
dem allmählichen Verfall und dem endlichen Untergange entgegen.
Zweite Abtheilung.
Allgemeine Maatenlumde.
§. 214. Staat, Staateukunde.
Der Staat ist eine gesellschaftliche Vereinigung vieler Menschen in einem
Lande, die den Zweck hat, das Eigenthum und das Leben der Verbundenen
gegen innere und äußere Feinde zu schützen, die Cultur zu begründen, zu er-
halten und zu mehren, überhaupt das geistige und leibliche Wohl wie die Ver-
edlung der ganzen Gesellschaft und des Einzelnen zu fördern.
Die Staatenkunde lehrt überhaupt die gesellschaftlichen Zustände der
Völker, insbesondere die Staaten der Erde nach ihrer Grundmacht, ihrer
Cultur und ihren Cinrichtungen kennen.
§. 215. Gesellschaftliche Zustände der Völker. Entstehung der
Staaten.
Bei familienweise umherziehenden Wandervölkern kann sich ein eigent-
licher Staat nicht bilden, namentlich nicht bei Fischer-, Jäger - und Sammel-
völkern, aber auch nicht bei Nomaden, weil die Zahl der Näherverbundenen zu
klein, Ihre Verbindung zu lose ist, weil sie zu getrennt und zu unstet leben.
Der Älteste der Familie, des Stammes ist der Häuptling, dem alle Ange-
hörigen der Familie, des Stammes schon des natürlichen Bandes der Verwandt-
schaft wegen gehorchen, der alle Angelegenheiten der Gemeinschaft leitet. Die
Patriarchen des Morgenlandes; Abraham. Die Emire der Araber; die Clane
der Schotten; die Kaziken der Indianer Amerikas. Wird die Familie, der
Stamm größer, so trennt sich ein Theil der Angehörigen davon und bildet eine
neue Familie, eine neue Genossenschaft. Abraham und Lot. Familien und
Stämme von gleicher Abkunft bleiben gewöhnlich befreundet, im Bunde mit
einander; fremde, nicht verwandte Stämme stehen dagegen meist in einem feind-
lichen Verhältnisse zu einander, das bei Jägern zur Vernichtung, bei Nomaden
zur Untersochung des einen Stammes führt. Die Besiegten werden die Sklaven
der Sieger. Bisweilen gelingt es jedoch einem Einzelnen, sich durch die Über-
legenheit seines Körpers und Geistes, von den Verhältnissen, durch das Glück
begünstigt, zum Herrn vieler uncultivirten Stämme aufzuschwingen. Dann
ist derselbe der einzige Herr, der Despot, alle Andern sind seine Sklaven.
Nimrod.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Gott Abraham Abraham
Extrahierte Ortsnamen: China Japan Europa Afrika Amerikas
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Die ansässigen Völker, die an ihre festen Wohnungen, an ihre Vor-
räthe gebunden sind, müssen nicht blos ihrer Beschäftigung wegen, sondern
auch zur Sicherung ihres Lebens und Eigenthums gegen Fremde, gegen Feinde
in großer Anzahl, in enger Verbindung bei einander leben. Da nun die Zahl
der Näherverbundenen größer ist und es immer mehr wird,,, so muß in dem
größern Vereine, sei es in Folge der Gewohnheit oder durch Übereinkunft fest-
gesetzt werden, was dem Einzelnen zu thun verboten, was ihm erlaubt, wozu
er verpflichtet ist, damit das Zusammenleben für Alle und für jeden Einzelnen
ein glückliches sei. So bildet sich eine Lebensordnung, es entstehen Rechte,
Pflichten und Gesetze. Mit der Aufrechterhaltung der Gesetze müssen Mit-
glieder der Gesellschaft beauftragt werden. Dazu wählte man gern die Stärksten
und Tapfersten, die Einsichtsvollsten, die Erfahrensten, die durch die Größe
ihrer Familie, durch ihren Reichthum, durch ihre Verbindungen, durch ihr
Ansehen Einflußreichsten, denen die Übrigen gern und leicht folgen, die aber
auch die Macht haben, den Ungehorsamen zum Gehorsam zu zwingen. In der
Familie der anfangs Gewählten erbt dann gewöhnlich die Hcrrscherwürde vom
Vater aus den Sohn fort. So bilden sich allmählich die Staaten.
§. 216. Die Gruudmacht des Staates.
Die Grundmacht eines Staates bilden das Land und die Bewohner
desselben.
I. Bei der Beschreibung des Landes, Staatsgebietes, Territoriums kommen
in Betracht:
a) die wagrechte Gliederung desselben §. 71—78, nämlich l) die Lage
oder Erdstellung und deren Einfluß auf die Einw. §- 208, 2) die Grenzen,
3) die horizontale Gestalt (Abrundung oder Zerstückelung) und 4) die Größe;
d) die Bewässerung: Flüsse, Kanäle und Landseen §. 98 — 112,
wobei die Bedeutsamkeit derselben und der Einfluß auf die Lebensweise und
Gesittung der Einw. §. 207 u 208 zu berücksichtigen ist und die Wohuplätze
stromthälerweise zu erwähnen sind;
e) die senkrechte Gliederung §.79—91, nämlich 1) die Oberssächen-
gestalt und 2) die Oberssächenbeschaffenheit, wobei der Einfluß des Lan-
des auf die Nahrung und Lebensweise §. 207 und auf die Cultur der Einw.
§. 208 zu berücksichtigen ist;
ä) die klimatische Beschaffenheit §. 129—164, sowie der Einfluß der-
selben auf Pflanzen, Thiere und Einw. §. 173, 183 u. 184, 194, 207 u. 208;
e) die Produkte §. 165 und folg., die politische Eintheilung in
Provinzen und Kreise u. s. w. nebst der Haupt- u. a. Städten; ferner das
Hauptland, die Nebenländer und die Colonien (Topographie).
Ii. Bei der Beschreibung der Bewohner eines Staates ist anzugeben:
a) die absolute und relative Bevölkerung §. 195 des ganzen Staates,
seiner Unterabtheilungen und Städte; die größern der letzten auch nach der
Reihenfolge ihrer Einwohnerzahl; man unterscheidet große Städte mit mehr
als 20000 Einw., Mittelstädte mit mehr als 10000, aber weniger als 20000 E.,
und kleine Städte mit weniger als 10000 Einw. Die großen Städte theilt
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]